Der Bürgerworkshop Mobilität

Neues von der Masterplaninitiative Kiel 100% klimaneutral 2050

 

Neulich fand in Kiel der Masterplan Klimaschutz – Bürgerworkshop „Mobilität“ statt. Die Veranstaltungl im Kieler Schloss war gut besucht und in den 5 Arbeitsgruppen wurde ambitioniert nach Lösungen für das Problem gefahndet, das lautet: Wie verändern wir die Verkehrssituation in der Stadt in den nächsten Jahren, um den von der Bundesregierung festgelegten Klimaschutzmaßgaben einer 95%igen Emissionsreduktion zu entsprechen und gleichzeitig den Energieverbrauch zu halbieren. Und, an dieser Stelle für alle, die nicht teilgenommen haben: Das werden nicht die presseüblichen Bekenntnisse zum Ausbau der Radwege sein. Aus den Fachworkshops kamen die bislang erarbeiteten Stellschrauben und Reduktionsmaßnahmen und wurden von den Bürgern mit Leben gefüllt. Wenn die vielen vielen guten Ideen aus dem Erfahrungsschatz der Teilnehmer, die ja alle selbst Verkehrsteilnehmer sind und dementsprechend Erfahrungen vorweisen konnten, nun letztendlich vom Team Masterplan Klimschutz in den Plan eingewoben werden, wie angekündigt, wird es bei uns weitreichende Veränderungen geben in den kommenden Jahren. Vorrauszusehen ist unter anderem, dass es nötig sein wird den Innenstadtbereich von der Last des motorisierten Individualverkehrs (MIV) weitgehend zu entlasten und ihn für die Menschen, die dort leben zu einem lebenswerten Ort zu machen. Ob wir eine autofreie Innenstadt bekommen oder nur Teilbereiche vom Verkehr ausgenommen werden, ist noch nicht ausgemacht. Naheliegend ist eine schrittweise Reduzierung. Weitreichende Folgen wird die massive Ausweitung des öffentlichen Nahverkehrs haben, ein restriktives Parkraummanagement mit Verteuerungen für PKWs und Belohnungssystemen für Carsharing und Mitfahregemeinschaften bei den Parkplätzen. Es wird Überlegungen dazu geben, inwieweit die Energieversorgung (klimaneutral) für die E-Mobilität in der Stadt gesichert werden kann. Ladestationen in Quartieren verbessern die Situation für Mieter ohne eigene Garagen. Es wird neue Maßgaben im Bereich Stadplanung geben, damit weniger Bauvorhaben in der Peripherie realisiert werden, die die durchschnittliche Wegelänge in Kiel erhöhen würden. Die Kiel Region saß mit am Tisch, denn das ganze läßt sich nur mit dem Umland gemeinsam denken. Kiel hat daraus den Ziel- und Quellverkehr hinein und heraus aus der Stadt. Sicher ist, dass es ein stadtweites Leihfahrradsystem geben wird. Viele Einzelvorschläge liessen ein erstes Bild aufscheinen, wie sich die Stadt verändern könnte, wenn die Bürger ihre Flächen wieder zurückerobern dürften. Das Areal zwischen Muthesius Hochschule und Lessingpark könnteso in Zukunft nicht mehr mit PKW befahrbar sein. Was könnte man mit dieser Fläche alles anstellen? Was würde sich daraus ergeben, vielleicht gar ein neuer bunter Kiez? Auch das Thema Pendeln zum Arbeitsplatz wurde behandelt und genau hingehört, was die Teilnehmer da als bedeutsam ansahen. Das Mobilitätsmanagement in Unternehmen wird Anreize und Organisationsstrukturen für Fahrgemeinschaften schafffen müssen und die Nutzung des ÖPNV`s unterstützen. Wichtig war den Teilnehmern auch, dass wenn so viele Autofahrer in den ÖPNV gelockt werden sollen, man sich mit ihren Gewohnheiten und Erwartungen beschäftigen muss. Diese werden an den gesamten ö. Nahverkehr hohe Maßstäbe anlegen, was die Anschlüsse und die Flexibilität angeht. Deshalb wird man sich mit den Hauptverkehrsachsen und Anschlussstellen befassen und daran arbeiten die Mobilität niedrigschwellig informativ und flexibel zu gestalten. Aber hat die Stadt überhaupt Platz für derart viele Busse? Braucht Kiel doch die Straßenbahn?Und: wer nicht weiss, dass es ein Angebot nicht gibt, kann es nicht nutzen. Information ist also eines der Felder, das beackert werden muss. Für wen die Fahrkarte nicht das passende Angebot für die eigenen Bedürfnisse ist, wird nicht auf Busse und Bahne umsteigen. Deshalb wird über neue Verkehrsverbund – übergreifende Angebote nachgedacht werden müssen. Doch wie das alles in der Stadt an den Mann und die Frau bringen? Eines steht bereits fest. Ist der Masterplan im Sommer fertig und von der Ratsversammlung abgesegnet, ist die erste Kampagne für den Kilimaschutz in unserer Stadt bereits in der Startposition. Sind es autofreie Tage, an denen die Fläche für alle und vor allem für die Ideen und Aktionen aller frei verfügbar sein werden? Ja. – Lassen wir uns aber auch überraschen, was es von den Gruppen und Einzelpersonen, die sich nicht an der offiziellen Masterplaninitiative der Stadt Kiel beteiligen, aber den aktiven Klimaschutz auf ihrer Agenda haben. Wenden wir unseren Blick auch über den Rand der Fördestadt hinaus in andere Großstädte der Republik, denn dort gibt es prima Blaupausen für Autofreie Quartiere, Kennzeichnungen von Radtrassen, unorthodoxe Mittel und Wege die Autofahrer aus der Stadt herauszudrängen, indem man ihnen die Fahrt einfach weniger angenehm macht. Danke dem Team der Masterplaninitiative für die ambitionierte Einbindung der Kieler Bürger (ja, ist so) mit ihren Bemühungen, alle zu erreichen, alle mitzunehmen und gemeinsam mit ihnen aufzuzeigen, was in Sachen Klimaschutz alles möglich ist, damit sichtbar wird: hier können wir etwas anders machen, schaut her, wie schön könnte Kiel sein!
text: Claudia Ring, Kiel
___
Hallo Frau Ring,

wenn Sie einen Faktencheck anfragen: Falsche Fakten habe ich in dem Text nicht gefunden. Es ist eine schöne Zusammenfassung über alle gestern beackerten Themenfelder. Insgesamt würde ich aus meiner Position lediglich nur etwas abschwächen. Ich in meiner Funktion habe den Umsetzungswillen für das Aufgezählte und werde mich in der Organisation der Stadt dafür einsetzen – es sind jedoch viele Menschen zu überzeugen – nicht alle sind gestern anwesend gewesen. Daher kann ich leider nicht für das Projekt verbuchen, dass die gesamte Landeshauptstadt Kiel ab sofort und völlig ohne jegliche Widersprüche nach diesen Maßstäben Handeln wird. Aber wir setzten uns nach Kräften hierfür ein. Daher würde ich an vielen Stellen an denen Sie die Wünsche und Ideen von gestern beschreiben in Bezug auf die sichere Umsetzung noch den Konjunktiv verwenden.

Klar ist aber nach dem gestrigen Abend. Es gibt in Kiel viele Leute die uns auf dem Weg in ein klimaneutrales Kiel offen und interessiert begleiten und sicher auch an der ein oder anderen Stelle unterstützen werden. Das gibt uns Rückenwind für alles was in den nächsten mittlerweile nur noch 33 Jahren kommen mag.

Freundliche Grüße

Eyke Bittner (Masterplanmanager, LHKiel, Bereich Mobilität)

3 Antworten auf „Der Bürgerworkshop Mobilität

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  1. Ohne die erforderlichen, einschneidenden Maßnahmen in den MIV wird es nicht gehen:
    – Bewirtschaftung von Parkplätzen zB an Uni und Landesregierung
    – Tempo 30 fast überall im Stadtgebiet
    – mehr Einbahnstraßen
    – mehr Zebrastreifen
    – Busspuren statt vierspurigen Straßen
    – Entlärmung von Straßen mit extrem hohen Durchgangsverkehr (Gutenbergstraße, Holtenauerstraße)
    – alten- und kinderfreundliche Straßenquerungen inkl. Ampelzeiten

    Und das wird schwer. Auch die Stadtbediensteten aus dem zuständigen Tiefbauamt und ihre Familien wollen mit ihren 2-3 Autos aus Kronshagen, Altenholz und Flintbek schnell durch die Stadt rollen zu Schulen, Ärzten und Läden… Zurzeit kann man jeden Ort in Kiel in wenigen Minuten mit dem Auto erreichen und bis vor die Haustür fahren. Als Radfahrer oder Fußgänger in Kiel – zB in der Holtenauerstraße – habe ich dagegen immer mehr Lärm und Gestank zu ertragen und weiche auf ruhigere Straßen -Gerhardstraße, Hansastraße – aus, die aber auch immer mehr durch Autos beschlagnahmt werden.

    Es ist bitter: Zurzeit haben Menschen, die direkt in Kiel wohnen und hier eine hohe Lebensqualität ohne Lärm und Gestank wollen, keine Lobby.

    Ein letzter Wunsch: Geht frühzeitig in die Ortsbeiräte.

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